Freitag, 21. September 2007

Johann Wolfgang von Goethe / MIGNON (ca. 1782/1785)

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen,
Im dunklen Laub die Gold-Orangen blühen,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl ?
Dahin ! Dahin
Möchte’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn !
Kennst du das Haus, auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Kennst du es wohl ?
Dahin! Dahin
Möchte’ ich mit dir, o mein Beschützer ziehn !
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg ?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut,
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut:
Kennst du ihn wohl ?
Dahin! Dahin
Geht unser Weg, o Vater, laß uns ziehn !

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